Historischer Durchschlag im Brenner Basistunnel: Ein Meilenstein für Österreich, Italien und Europa

Erste grenzüberschreitende unterirdische Tunnelverbindung im gesamten Projektgebiet Brenner Basistunnel. In Anwesenheit von Vertretern der EU-Kommission und der Staatsspitzen Italiens und Österreichs feierten zahlreiche Festgäste den Durchschlag des Erkundungsstollens des künftig längsten Eisenbahntunnels der Welt.

Mit dem feierlichen Durchschlag des Erkundungsstollens im Brenner Basistunnel ist heute ein Ereignis von historischer Dimension gelungen. Österreich und Italien feiern gemeinsam mit der Europäischen Union diesen entscheidenden Fortschritt bei einem der bedeutendsten Eisenbahninfrastrukturprojekte Europas.

In Anwesenheit zahlreicher hochrangiger Persönlichkeiten und rund 1.000 Festgästen – allen voran des Europäischen EU-Kommissars für nachhaltigen Verkehr und Tourismus, Apostolos Tzitzikostas, den Direktoren von DG Move, Herald Ruijters und Eric von Breska, der italienischen Staatsregierung, vertreten durch Ministerpräsidentin Giorgia Meloni und den stellvertretenden Ministerpräsidenten und Verkehrsminister Matteo Salvini, der österreichischen Bundesregierung, vertreten durch Bundeskanzler Christian Stocker und Verkehrsminister Peter Hanke, der Landeshauptmänner von Tirol, Anton Mattle und Südtirol, Arno Kompatscher, sowie des Vorstandsmitglieds der österreichischen Bundesbahnen, ÖBB-Infrastruktur AG, Judith Engel, des Vorstands der italienischen Staatsbahn Rete Ferroviaria Italiana (RFI), Aldo Isi, der Verkehrslandesräte von Tirol, Renè Zumtobel und Südtirol, Daniel Alfreider, der italienischen und österreichischen Aufsichtsratsmitglieder der BBT SE sowie der Vertreter der bauausführenden Firmen beider Länder – wurde dieser historische Moment mit großer Würde begangen.   

Der Durchschlag an der Staatsgrenze unter dem Brennerpass unterstreicht die Rolle Österreichs und Italiens als treibende Kräfte einer nachhaltigen, modernen und zukunftsorientierten Verkehrspolitik.

Durchschlag des Erkundungsstollens in rund 1.400 Metern Tiefe
Beim Tunnelbau zählt ein Durchschlag zu den emotionalsten Momenten – ein Augenblick, auf den alle am Projekt Beteiligten lange hingearbeitet haben. Exakt um 14.30 Uhr drückten EU-Kommissar Tzitzikostas, Ministerpräsidentin Meloni, Bundeskanzler Stocker sowie die beiden Verkehrsminister gemeinsam den Startknopf.
 
In den Baulosen H53 Pfons-Brenner (Österreich) und H61 Mauls 2-3 (Italien) herrschte gespannte Erwartung: Während die Mineure und Projektteams unter Tage auf den großen Moment warteten, konnten die Festgäste im in der Ortschaft Brenner aufgebauten Festzelt das Geschehen live mitverfolgen. Dann war es so weit: Unter großem Jubel durchbrachen die Mineure mit einem Meiselbagger die Tunnelwand, in einer Tiefe von rund 1.400 Metern unterhalb der italienisch-österreichischen Staatsgrenze am Brennerpass. Die Teams gingen aufeinander zu, begrüßten und umarmten sich. Die Festgäste feierten diesen Moment mit tosendem Applaus. Ein einmaliger Moment, der die Teamarbeit, Technik und internationale Zusammenarbeit auf eindrucksvolle Weise sichtbar machte.

Der Erkundungsstollen: Ein Element mit Alleinstellungsmerkmal
Der Erkundungsstollen des Brenner Basistunnels hat ein einzigartiges Alleinstellungsmerkmal dieses Bauprojekts. Mit einer Länge von rund 57,5 Kilometern zählt er zu den längsten seiner Art weltweit. Er ist nicht für den Zugverkehr vorgesehen, sondern dient als technisches Vorfeld für geologische Untersuchungen, Materialtransporte sowie Service- und Wartungszwecke und kann im Ereignisfall auch als Rettungsweg genutzt werden. 

Besonders bemerkenswert ist die hochpräzise Vermessung: Der Abschnitt bis zum Brenner wurde von zwei Seiten - den Zufahrtstunneln Wolf und Mauls - vorgetrieben. Für die rund 29 km lange Strecke liegt die Abweichung im beeindruckenden, einstelligen Zentimeterbereich. Dank dieser Genauigkeit konnten die späteren Haupttunnelröhren ohne aufwändige Anpassungen gebaut werden. 

Dieses Konzept eines separaten Erkundungsstollens, der sozusagen als „Vorlauf“ für den eigentlichen Brenner Basistunnel fungiert, ist in dieser Länge und Präzision weltweit einzigartig und unterstreicht den hochtechnologischen Anspruch des Projekts. Der Erkundungsstollen liegt mittig unter den beiden Haupttunneln, in einer Tiefe von etwa 10 bis 12 Metern.

„Heute wächst Europa durch Italien und Österreich enger zusammen“, erklärten die beiden Vorstandsmitglieder der BBT SE, Gilberto Cardola und Martin Gradnitzer. „Der Brenner Basistunnel ist mehr als ein Bauwerk - er ist ein Symbol der europäischen Idee, getragen von Entschlossenheit und jahrelanger intensiver Zusammenarbeit. Die vergangenen Jahre waren herausfordernd, doch als Vorstandsteam haben wir diesen Meilenstein möglich gemacht. Unser tief empfundener Dank gilt den Mineuren und allen Projektbeteiligten, die mit großem Einsatz und Können diesen Fortschritt erst ermöglicht haben.

 

Mit seiner Länge von 64 Kilometern wird der Brenner Basistunnel nach seiner Fertigstellung der längste Eisenbahntunnel der Welt sein. Er wird Millionen Tonnen an Gütern von der Straße auf die Schiene verlagern, die sensiblen Alpenregionen entlasten und Österreich und Italien zu Vorreitern einer nachhaltigen europäischen Verkehrspolitik machen".

Der Erkundungsstollen: Daten und geschichtlicher Überblick
Der Erkundungsstollen folgt dem Verlauf der beiden Haupttunnel Ost und West des BBT und befindet sich rund 12 Meter unterhalb von diesen. Er ist 55 km lang und hat in der Betriebsphase zwei wesentliche Funktionen: Informationen über die Gesteinsqualität zu liefern und die geologischen Bedingungen für den Ausbruch der Haupttunnel zu erkunden. Sobald der Basistunnel in Betrieb ist, dient der Erkundungsstollen der Entwässerung und der Instandhaltung der Anlagen.

Drei der neun TBM des Projekts BBT (Clio, Günther und Serena) wurden im Erkundungsstollen eingesetzt und haben insgesamt rund 42 Kilometer ausgebrochen. Die verbleibenden Kilometer wurden bzw. werden bergmännisch aufgefahren.

Der Erkundungsstollen hat eine Gesamtlänge von 57,5 Kilometern, davon 27,2 in Italien und 30,3 in Österreich.

GESCHICHTLICHER ÜBERBLICK
28.04.2008 Anschlagfeier für den Erkundungsstollen Aicha (Italien): 10,5 km, Doppelschild-TBM (Durchmesser 6,3 m)

04.12.2009 Beginn der Vortriebsarbeiten in Österreich: Erkundungsstollen Sillschlucht: 5,4 km, Ausbruchsquerschnitt 26 m², bergmännischer Vortrieb

03.11.2010 Durchschlag im Erkundungsstollen Aicha-Mauls (Italien)

11.12.2013 Fertigstellung Erkundungsstollen Sillschlucht (Österreich)

26.09.2015 Beginn des TBM-Vortriebs im Erkundungsstollen Ahrental-Pfons (Österreich): 17 km, offene TBM mit einer Länge von 200 m (Durchmesser 8 m)

05.01.2016 Beginn der Vortriebsarbeiten im Erkundungsstollen Wolf

29.03.2019 Tunnelanschlag „Erkundungsstollen Süd“ von Wolf bis Brenner

06.07.2020 Durchschlag im Erkundungsstollen im Gemeindegebiet von Steinach am Brenner

24.11.2021 Mit der Tunnelbohrmaschine „Serena“ erreicht nach 3,5 Jahren und rund 14,2 km Vortrieb Richtung Norden erstmals eine Tunnelröhre des BBT die Staatsgrenze am Brenner: der Erkundungsstollen, 1.450 m unter der Erdoberfläche

18.09.2025 Mit der Fertigstellung der Arbeiten im Erkundungsstollen Richtung Süden, der bergmännisch aufgefahren wurde, verbindet erstmals eine Tunnelröhre des BBT Italien und Österreich

Im Mai 1994 wurde im Süden von Innsbruck eine Eisenbahnumfahrung, der sogenannte „Inntaltunnel“ eröffnet. In diesem 12,7 km langen Tunnel befindet sich eine Anbindung an den Brenner Basistunnel.  Personen- und Güterzüge, die auf dieser Strecke reisen, befinden sich daher zusätzlich zum BBT einige Kilometer lang im Inntaltunnel. Diese insgesamt 64 Tunnelkilometer werden künftig zur längsten unterirdischen Eisenbahnverbindung der Welt.

Der Brenner Basistunnel wird dem Güterverkehr eine attraktive Alternative bieten und dem Personenverkehr eine neue Dimension des Reisens eröffnen.

Projektfortschritt
Beim Brenner Basistunnel handelt es sich um ein Tunnelsystem, das sich über eine Gesamtlänge von 230 km erstreckt. Bis dato wurden 204 Tunnelkilometer vorgetrieben.

100 km – Haupttunnel
57 km - Erkundungsstollen
47 km – sonstige Tunnel

Das Kunstwerk
Das Kunstwerk steht symbolisch für den 64 Kilometer langen Brenner Basistunnel – den längsten unterirdischen Eisenbahntunnel der Welt.

Es besteht aus:
• 64 Stahlringen, je 1 Meter lang und mit einem Durchmesser von 80 cm
• 64 Betoninnenplatten, 80×80 cm groß, gefertigt aus dem wiederverwerteten Abbaumaterial des Tunnels
32 Platten aus dem Gestein der italienischen Seite
32 Platten aus dem Gestein der österreichischen Seite
• 2 Steinbeschichteten Außenringen, je einer aus österreichischem und einer aus italienischem Gestein

 

Die Anzahl der Ringe und Platten repräsentiert symbolisch die 64 Kilometer lange Tunnelstrecke, der Durchmesser von 8 Meter steht für den realen Tunnelquerschnitt von 8 Metern.

Das Kunstwerk setzt sich aus zwei gleich großen Hälften zusammen, die zu einer Einheit verschmelzen und so die grenzüberschreitende Zusammenarbeit sowie die Verbundenheit Europas verdeutlichen. Es symbolisiert Fortschritt, Innovationskraft und Zusammenhalt. Als markantes symbolisches Zeichen macht es die Bedeutung des Brennerbasistunnels sichtbar - eines der größten und bedeutendsten Infrastrukturprojekte Europas.

Idee und Planung: Carl Felder
Ausführung (Modell 1:10): Carl Felder, Gerald Moroder