Weltwassertag 2021: Mehr Sicherheit und Schutz durch Hochwasserprognose-Modelle

Das Projekt Brenner Basistunnel bringt neben künftigen Entlastungen vom Straßenverkehr jetzt schon konkreten Nutzen für Hochwasserprognosen in Tirol

Die Brenner Basistunnelgesellschaft (BBT SE) macht aus Anlass des jeweils am 22. März stattfindenden Weltwassertages auf einen nutzenstiftenden Nebeneffekt des Bauprojekts aufmerksam. Nun kann das Wissen, das die Fachleute der BBT SE über Jahre zusammengetragen haben, nutzbringend für genauere Vorhersagen von Hochwasserereignissen im Bereich der Tiroler Flüsse Sill und Inn angewandt werden. Interdisziplinäre Pilotprojekte bündeln die Erfahrungen der Experten zum Schutz unserer Gesellschaft vor Überflutungen.

Die Verbesserungen bei den Hochwasserprognosen basieren auf einer fächerübergreifenden Zusammenarbeit sowie der Bündelung von hydrogeologischem Fachwissen. Die dafür notwendigen Daten zum Wasserhaushalt gehen auf Untersuchungen zurück, welche in den vergangenen Jahrzehnten für den Brenner Basistunnel gemacht wurden. Der Schwerpunkt lag dabei auf der Quantifizierung unterirdischer Abflüsse. Dadurch wird unter anderem erfasst, wieviel Wasser bei großen Niederschlägen dem Grund- und Bergwasser in der Tiefe und wieviel den eher für Hochwasser verantwortlichen Fließgewässern an der Oberfläche zufließt.

"Damit ergibt sich ein Detailwissen, welches ohne das Brenner Basistunnel-Projekt nicht vorhanden wäre und letztlich den Schutz der Bevölkerung vor Hochwasser erhöht", erklärt der Leiter des Fachbereichs Geologie und Hydrogeologie beim Brenner Basistunnel, Ulrich Burger. "Unser Pilotprojekt 'Wasserhaushaltsmodelle alpiner Einzugsgebiete' schafft nicht nur neue Erkenntnisse über unsere lebenswichtigen Wasserressourcen im Untergrund, sondern bietet zudem Möglichkeiten Hochwasserprognose-Modelle von Flüssen und Bächen zu verbessern."

Diese Erkenntnisse benötigt einerseits der Tunnelbau in Bezug auf die Abschätzung der Tunnelwasserzutritte. Andererseits wurden sie für die hydrogeologischen Risikoanalysen der Wasserressourcen genutzt. Die Wasserhaushaltsmodelle beantworten nämlich die Frage, welcher Anteil an Wasser an der Oberfläche und welcher im Untergrund abströmt. Betrachtet werden die für den Bau des Brennerbasistunnels relevanten Teileinzugsgebiete der Sill.

Start der Hauptphase des Projekts im Herbst 2021
Derzeit arbeiten acht Geologen und Hydrologen an diesem Pilotprojekt, zusätzlich sind mehrere Personen für die Messungen vor Ort zuständig. In der Pilotphase liefern rund 35 ausgewählte, repräsentative Messstellen (Niederschlagsmessstellen, Grundwassermessstellen, Gerinne und Quellen) die benötigten Zahlen für die Studie.

Messwerte zum Wasser werden beim Brenner Basistunnel seit dem Jahr 2001 ermittelt, die Daten für die Projektstudie beinhalten hauptsächlich die letzten zehn Jahre. Die Pilotprojektstudie soll heuer im Juni fertiggestellt sein. Die Hauptphase des Projekts soll im Herbst 2021 starten und zwei Jahre andauern.

Zusammenarbeit für nachhaltigen Hochwasser- und Umweltschutz
Das Pilotprojekt ist eine Kooperation zwischen dem Bundesforschungszentrum für Wald (BFW) und der BBT SE. "Die Abflussprozesse alpiner Einzugsgebiete sind komplex. Aus diesem Grund ist eine interdisziplinare Zusammenarbeit unterschiedlicher Fachbereiche notwendig, um Verständnis über den Wasserhaushalt und mögliche Modellierungsansätze zu erarbeiten", beschreibt Hydrologe Klaus Klebinder vom BFW die Vorteile.

Zusätzlich wird auch auf den "Datenschatz" vom Land Tirol Sachgebiet Hydrographie und Hydrologie und der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) zurückgegriffen. In der weiteren Projektphase wird eine Erweiterung dieser Gruppe angestrebt. Mit verschiedenen, universitären Einrichtungen, die sich mit den Schwerpunkten Hydrographie, Hydrogeologie, Wasserwirtschaft und Hochwasserprognosen befassen, laufen bereits umfangreiche Gespräche.