Am 13. Dezember 2017 startete die Tübbingproduktion im Isocell-Werk Hinterrigger. Ein Musterbeispiel dafür, wie Ausbruchmaterial effizient und nachhaltig wiederverwendet werden kann, in diesem Fall eben für die Herstellung von Betonfertigteilen, die die Innenschale der Tunnelröhren des Brenner Basistunnels bilden. Rund 30% des im Baulos Mauls 2-3 anfallenden Ausbruchmaterials wurden für die Tübbingherstellung verwendet.
Es war eine umfangreiche Produktion, wie Alessandro Marottoli, Projektverantwortlicher des Bauloses „H61 Mauls 2-3“, erklärt: „Zwischen dem 13. September 2017 und dem 19. September 2024 - dem Tag, an dem die Tübbingherstellung für den BBT in Hinterrigger endete - wurden 16.285 Sohltübbinge für die Haupttunnel sowie 9.456 Ringe und 21.762 Sohltübbinge für den Erkundungsstollen hergestellt".
Jeder Ring besteht aus sieben Tübbingen und einem Sohltübbing im Haupttunnel bzw. zwei Sohltübbingen im Erkundungsstollen. Insgesamt wurden in Hinterrigger 218.247 Tübbinge für den Brenner Basistunnel hergestellt. Ein Tübbing für den Haupttunnel wiegt durchschnittlich 9 Tonnen, ein Tübbing für den Erkundungsstollen etwa die Hälfte.
Von Hinterrigger in den Brenner Basistunnel
Über 200.000 Tübbinge also. Doch wohin kommen diese Betonfertigteile? Die beiden Haupttunnel und der Erkundungsstollen wurden bzw. werden auf der Baustelle Mauls von drei Tunnelbohrmaschinen (TBM) aufgefahren: Serena, Flavia und Virginia. Die TBM arbeiten sich nicht nur durch den Berg, sondern bauen auch die Tübbinge ein, die die Innenschale des Tunnels bilden.
Ein wichtiges Detail: Diese Tonnen und Abertonnen von Beton werden nicht per LKW auf die Baustelle geliefert, sondern gelangen per Bahn zu den Tunnelbohrmaschinen, die dann die Innenschale des Tunnels einbauen. Jeder Zug transportiert zwei Ringe, also 14 Tübbinge. So wird eine Verkehrsbelastung auf der Straße SS12 vermieden und gleichzeitig eine umweltfreundliche Lösung umgesetzt.
Was bisher geschah: Die TBM Serena startete im Mai 2018 und erreichte nach 14 km im Erkundungsstollen am 24. November 2021 die Staatsgrenze unterhalb des Brennerpasses. Die TBM Virginia startete genau ein Jahr nach Serena, im Mai 2019, legte ebenfalls 14 km zurück und erreichte die Staatsgrenze am 28. März 2023.
Virginias Zwillingsschwester Flavia hat sich im April 2019 auf den Weg gemacht und ist immer noch unterwegs, aber ihr Ziel hat sie bereits vor Augen: Rund 1,5 Kilometer fehlen ihr noch bis zur ihrem Ziel, der Staatsgrenze. Die Produktion im Tübbingwerk in Hinterrigger steht dennoch nicht still: Für den Abschnitt Franzensfeste-Waidbruck, das Herzstück des Südzulaufs zum Brenner Basistunnel, werden weiterhin Betonfertigteile hergestellt.
Mit der Wiederverwendung von rund einem Drittel des Ausbruchmaterials ist Hinterrigger ein konkretes und effizientes Beispiel für eine gelungene Kreislaufwirtschaft. Ein weiterer Beweis dafür, dass der Brenner Basistunnel in Zukunft eine konkrete Alternative zum Straßenverkehr sein wird und dass die natürlichen Lebensräume im Projektgebiet auch während der Bauphase geschützt werden.