Die Periadriatische Naht: eine Besonderheit des Projekts BBT

Die Herausforderungen beim Bau unseres Tunnels sind vielfältig. Eine davon ist die Durchquerung der Periadriatischen Naht im Baulos Mauls 2-3, dem größten des gesamten BBT-Projekts. Darüber sprechen wir mit Herrn David Marini, dem verantwortlichen Ingenieur für die Planung im Abschnitt Brenner-Franzensfeste.

 

Herr Ing. Marini, was ist die Periadriatische Naht und warum ist sie für den Bau des Brenner Basistunnels so wichtig?

Die Periadriatische Naht ist die längste Störungszone im gesamten Alpenraum: Sie erstreckt sich über eine Länge von 700 Kilometern und durchschneidet die Trasse des Brenner Basistunnels in Mauls auf einer Länge von etwa 700 Metern innerhalb des Bauloses Mauls 2-3. Die Periadriatische Störungszone trennt die Südalpen von den Ost- bzw. Westalpen.

 

 

Wann und zu welchem Zweck wurde der Erkundungsstollen in dieser Störungszone ausgebrochen?

Der Ausbruch des Erkundungsstollens in dieser Störungszone erfolgte zwischen April 2012 und Mai 2014 mit dem Ziel, nützliche Informationen über das Gebirge und sein Verhalten zu gewinnen. Dadurch konnten Unsicherheiten und mögliche Risiken beim Vortrieb der Haupttunnel deutlich reduziert werden.

 

 

Wie groß war die ursprünglich prognostizierte Störungszone?

Die Ausdehnung der Störungszone wurde zunächst auf etwa 500 m geschätzt, basierend auf Informationen aus geologischen Kartierungen an der Oberfläche und aus Tiefbohrungen von der Geländeoberkante aus.

Während des Vortriebs des Erkundungsstollens konnten zahlreiche zusätzliche geologische, geotechnische und hydrogeologische Informationen gewonnen werden, auch zur genauen Ausdehnung der Störungszone, die sich als fast 300 m länger als ursprünglich angenommen herausstellte.

 

 

Zwischen welchen Gesteinsformationen ist die Störungszone eingebettet?

Die Störungszone liegt zwischen dem Brixner Granit im Süden und dem undifferenzierten polymetamorphen Ostalpin im Norden. Die Überdeckung beträgt in diesem Bereich zwischen 500 und 700 m.

 

 

Was bedeutet es für Sie, dass Sie die Möglichkeit hatten, diese Besonderheit des BBT-Projekts zu bearbeiten und zu erforschen?

Beim Bau unseres Tunnels gibt es sicher viele Herausforderungen, und die Durchquerung der Periadriatischen Naht ist nur eine davon.

 

Da es sich um eine geologische Störungszone handelt, in der die Eurasische und die Adriatische Platte aufeinandertreffen, war die Arbeit in diesem Gebiet eine sehr große technische Herausforderung, ich glaube nicht nur für mich, sondern für alle beteiligten Fachleute.

 

 

Wir danken Herrn Ing. Marini für seine wertvollen Informationen über die Periadriatische Naht und den Erkundungsstollen. Seine Ausführungen geben einen guten Einblick in das Umfeld, in dem der Brenner Basistunnel realisiert wird, der in der Tat ein entscheidendes Projekt für die europäische Mobilität und ein Infrastrukturbauwerk von erheblicher technischer Komplexität ist.