BBT

8 EI | NOVEMBER 2020 PLANEN UND BAUEN erforderlich. Der Mittelstollen wird durch eine Zwischendecke in zwei Teile geteilt. Im unteren, dem Frischluftbereich, wird durch das Einblasen von Frischluft ein Überdruck erzeugt, wodurch sämtliche Fluchtwege frei von Rauchgasen gehalten werden. Im oberen, dem Abluftbereich, werden über Abluftstollen Rauchgase abgesaugt. Geologie und Geotechnik Die Geologie und Geotechnik bei diesem größten europäischen Infrastrukturprojekt ist beachtlich und gefordert gleichermaßen: Eine maximale Überlagerung der höchsten Berggipfel entlang des Projektgebietes über dem Niveau der Tunnelröhren von 1720 m ist gegeben. Eine nahezu vollständige Oberflä- chenkartierung dieses Alpenbereiches war nötig und ist auch erfolgt. Ca. 36 km Erkun- dungsbohrungen mit Tiefen bis zu 1500 m wurden umgesetzt, über 10 000 geologische und geotechnische Laboruntersuchungen wurden durchgeführt. Der Vortrieb wird fort- laufend dokumentiert. Trotz des Einsatzes moderner Techniken lassen sich die geolo- gischen Verhältnisse im Inneren des Gebir- ges nicht genau vorhersagen. Daher wird beim Projekt BBT ein durchgehender Erkun- dungsstollen ausgebrochen, um genauere Informationen über die Beschaffenheit des Gesteins entlang der Strecke zu erhalten. So kann der Vortrieb der Haupttunnelröhren technisch und wirtschaftlich optimiert wer- den. Auf dem Weg von Innsbruck nach Fran- zensfeste durchquert der BBT grob gesehen vier unterschiedliche Gesteinsarten: Quarz- phyllit (sehr brüchig), Schiefer (zerfällt bis zum Schieferstaub), Gneis (vergleichsweise hart) und Granit (äußerst kompakt). Die Periadriatische Störzone ist mit einer Gesamtlänge von 700 km die längste geo- logische Störungslinie der Alpen, entlang welcher die europäische und die afrikani- sche Kontinentalplatte aufeinander treffen. Die Folge ist die Trennung zwischen den Südalpen und den Ost- bzw. Westalpen. Bei Mauls quert die Tunnelachse des BBT für etwa 700 m diese geologisch instabile Zone. Das besonders brüchige Gestein er- laubte weder den Einsatz von TBM noch von Sprengstoff. Folglich erfolgte der Vortrieb entlang der Periadriatischen Naht vorwie- gend mit Hydraulikhammern, wodurch die täglich Vortriebsleistung mit 1 bis 2 m deut- lich geringer als in anderen Tunnelabschnit- ten war. Deponierung Beim Bau des BBT fallen ca. 21,5 Mio. m³ Tun- nelausbruchsmaterial an. Der Anteil, der nicht als Betonzuschlagsto wieder für den Bau verwertet werden kann, wird deponiert. Bis zu 30 % des Tunnelausbruchsmaterials können dem Bauprozess wieder zugeführt werden. Insgesamt stehen fünf Deponien in Nord- und Südtirol zur Verfügung. Um die Transportwege des Ausbruchsmaterials so kurz wie möglich zu halten, be nden sich alle in der Nähe der Zufahrtstunnel. Beim Baulos Pfons-Brenner dicht am Padastertal werden rund 4 Mio. m³ anfallen. Durch den Padastertunnel wird das Material mittels automatischer Förderbänder unterirdisch direkt auf den unteren Bereich der Deponie transportiert. Dort wird der für die Aufbereitung ungeeignete Ausbruch vor Ort eingebaut. Die Befüllung erfolgt in Lagen von 60 cm Stärke, die verdichtet werden. Das Niveau des Padaster-Talbodens wird in diesem Zuge über etwa zehn Jahre um knapp 80 m höhergelegt, aus einem unbewirtschaftbaren V-Tal wird nach erfolgter Renaturierung und der naturnahen Eingliederung des Bachver- laufs ein gut nutzbares U-Tal, das die Bevölke- rung zur Almwirtschaft verwenden kann. In Hinterrigger, am südlichen Ende des BBT, werden auf einer Fläche von rund 22 000 m² ca. 4 Mio. m³ Ausbruchmaterial deponiert, das nicht für die Weiterverarbeitung geeig- net ist. Somit wird im Laufe der Bauarbeiten am BBT der Talboden um durchschnittlich 20 m angehoben, an bestimmten Stellen so- gar bis zu 35 m. Nach Abschluss der Arbeiten wird die gesamte Fläche wieder begrünt und kann als Weide- oder Anbaufläche verwen- det werden. Auf dem Gelände der Deponie wurde eigens für die Tunnelbaustelle ein sog. Tübbingwerk errichtet. Dort werden aus brauchbarem Ausbruchsmaterial die bogen- förmigen Betonfertigteile für die Innenaus- kleidung des Tunnels hergestellt. Dank der Produktion direkt vor Ort konnte die Bau- stelle Mauls über ein Förderbandsystem und Abb. 2: Durchschlag des Erkundungsstollens Abb. 3: Eisackunterquerung Homepageveröffentlichung unbefristet genehmigt für BBT SE / Rechte für einzelne Downloads und Ausdrucke für Besucher der Seiten genehmigt von DVV Media Group GmbH 2020

RkJQdWJsaXNoZXIy Mjc1MzM=