Jahrhundertbauwerk verbindet Europa

Österreichische Ingenieur- und Architekten-Zeitschrift, 163. Jg., Heft 1–12/2018 71 Kurzfassung Mit dem Brenner Basistunnel wird im Jahr 2028 die längste unterirdische Eisenbahnverbindung der Welt eröff­ net. Dieses Bauwerk setzt nicht nur bautechnische Maßstäbe, sondern lässt auch bahnbetrieblich eine neue Dimension in Europa entstehen. Die Gesamtlänge des Brenner Basis­ tunnels von Tulfes nach Franzens­ feste beträgt 64 km; das gesamte Tunnelsystem umfasst eine Länge von 230 km. Bis Ende Februar 2019 wur­ den 97 km an Stollen und Tunnel, das sind über 42% des gesamt zu errich­ tenden Tunnelsystems, errichtet. Der Brenner Basistunnel besteht aus 2 Haupttunnel und einem mittig ca. 12 m unterhalb verlaufenden Erkundungsstollen. Bis Ende Februar 2019 waren vom Erkundungsstollen ca. 37 km (61%), davon 20,3 km in Österreich und 16,8 km in Italien aus­ gebrochen. Im endgültigen Ausbau wird dieser Erkundungs­ stollen als Entwässerungs-, Installations- und als Servicestollen genutzt. Zusätzlich können die bahntechnischen Anlagen sowie zukünftige Leitungen für den Energietransport untergebracht werden. Verschiedene innovative Lösungen wurden vorangetrieben, wie eine technische Lebensdauer von 200 Jahren, mit Radfahr­ zeugen befahrbare Nothaltestellen und selbststeuernde Trans­ portfahrzeuge (Multi-Service-Vehicle). Abstract The Brenner Base Tunnel, to be opened in 2028, will be the longest underground railway connection in the world. This key infrastructure is not only setting new milestones in tunnel con­ struction, it will also open an entirely new chapter in the history of European rail operations. The Brenner Base Tunnel, from Tulfes to Fortezza, is 64 km long; the entire tunnel system includes 230 km of tunnels. By the end of February 2019, 97 km of tunnels, meaning over 42% of the entire tunnel system, had been built. The Brenner Base Tunnel consists of two main tubes and an exploratory tunnel running between them, about 12meters be­ low. By the end of February 2019, about 37 km (61%) of the exploratory tunnel had been excavated, 20.3 km in Austria and 16.8 km in Italy. In its final configuration, the exploratory tun­ nel will be used as a drainage, installation and service tunnel. It can also be used to hold railway installations and future energy transmission lines. Several innovative solutions have been implemented, such as a technical service life of 200 years, emergency stops that can be reached by road vehicles and self-steering vehicles (so-called multi-service vehicles). 1. Das Projekt Mit der Errichtung des Brenner Basistunnels, einem von der Europäischen Union unterstützten Projektes, soll im Jahr 2028 Der Brenner Basistunnel – innovative Lösungen im Tunnelbau Brenner Base Tunnel – innovative solutions in tunneling Von K. Be rgme i s t e r, Innsbruck Mit 11 Abbildungen und 1 Tabelle die längste unterirdische Eisenbahnverbindung der Welt eröffnet werden. Dieses Bauwerk setzt nicht nur bautechnische Maß­ stäbe, sondern lässt auch bahnbetrieblich eine neue Dimen­ sion in Europa entstehen. Der Brenner Basistunnel stellt ein Schlüsseprojekt des 9.121 km langen TEN-T Scan-Med (scandi­ navian-mediterranean) Korridors dar. Der Brenner Basistunnel wird seine volle kapazitive Wirkung entfalten, sobald die Zu­ laufstrecken und die Bahnlogistik im Norden und im Süden ent­ sprechend ausgebaut und funktionstüchtig sind (Abb. 1) . Abb. 1: Scan-Med-Korridor mit Brenner Basistunnel Fig. 1: Scan-Med Corridor with the Brenner Base Tunnel Die Studien und Planungen beim Brenner Basistunnel be- gannen mit der Machbarkeitsstudie 1987/89. Von 1995 bis 1996 wurde im Rahmen einer Optimierungsphase die prioritäre Trasse ausgewählt, das Tunnelkonzept entwickelt und die bautech­ nische Machbarkeit finalisiert. Zwischen 1999 und 2002 wurde das Vorprojekt sowie zwischen 2005 und 2008 das Einreich- und UVP-Projekt fertig gestellt. Bis Ende August 2009, in nur 18 Monaten, konnten sowohl in Italien als auch in Österreich alle relevanten Genehmigungen dieses Jahrhundertprojektes erzielt werden. Grenzüberschreitend wurden Programme zur Wasser­ beweissicherung (über 1.200 Messstellen), zum Umweltmonito­ ring sowie zur Vermessung durchgeführt. So wurde die gesamte Trassierung des Brenner Basistunnels von den UTM Koordina­ ten in ein projektbezogenes Koordinatensystem BBT-TM trans­ formiert (transversale Mercatorprojektion) und die mittlere Pro­ jekthöhe auf 720m orthometrische Höhe festgelegt (entspricht o.Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr.phil. Dr.techn. Konrad Bergmeister, MSc., Ph.D.

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