Jahrhundertbauwerk verbindet Europa

Der Brenner Basistunnel – innovative Lösungen im Tunnelbau 72 Österreichische Ingenieur- und Architekten-Zeitschrift, 163. Jg., Heft 1–12/2018 einer ellipsoidischen Höhe von ca. 770m). Der verbleibende Konvergenzwinkel beträgt damit nur noch ca. 4 Minuten. Am 28. April 2007 wurde mit dem Bau des Erkundungsstollens in Aicha (Südtirol) begonnen und am 30. August 2007 startete dort die erste TBM. In Österreich musste auch der Erkundungs­ stollen der UVP unterzogen werden, weshalb mit den Bau­ arbeiten in der Sillschlucht (Innsbruck) erst 18 Monate später, am 4. Dezember 2009, begonnen werden konnte. Bis Ende Februar 2019 wurden 97 km an Stollen und Tunnel, das sind über 42% des gesamt zu errichtenden Tunnelsystems, errichtet. Von diesen bisherigen Tunnelabschnitten waren etwa 60% in Österreich und 40% in Italien. Die Zufahrts- und Rettungsstollen, 1/3 des Erkundungsstollens und etwa die Hälf­ te der Haupttunnel werden konventionell, die anderen Abschnit­ te mit offener Gripper-TBM sowie Einfach- und Doppelschild­ maschinen ausgebrochen. Die Gesamtlänge des Brenner Basistunnels von Tulfes nach Franzensfeste beträgt 64 km, das gesamte Tunnelsystem um­ fasst eine Länge von 230 km. Entlang der Strecke werden drei Nothaltestellen in einem maximalen Abstand von 20 km unter­ einander gebaut. Sie befinden sich südlich von Innsbruck, un­ terhalb von St. Jodok und östlich von Trens und dienen der Evakuierung von Zügen im Ereignisfall (Abb. 2). Die Nothalte­ stellen werden über einen Zugangstunnel im Ereignisfall mit Frischluft versorgt, der auch eine direkte Zufahrt für Einsatz­ fahrzeuge und Busse ermöglicht. Die maximale Längsneigung des Brenner Basistunnels beträgt in den Hauptabschnitten 6,7‰ und die maximale Überlagerung im Bereich der Grenze zwischen Österreich und Italien 1.800 m. Der Brenner Basistun­ nel wird von Güter- und Personenzügen befahren, die in Zukunft ohne die Überwindung des 1.371m hohen Brennerpasses somit die Alpen queren können. Er wird hierzu mit dem europäischen Signalisierungssystem ERMTS ausgerüstet und sollte vorteilhaft mit neuen europäischen (grenzüberschreitend einheitlichen) Be­ triebsregeln betrieben werden. 2. Der Mehrwert des Erkundungsstollens 2 . 1 . Konzep t des E r kundungss t o l l ens Der Erkundungsstollen wird vor dem Bau der Hautröhren ausge­ brochen, um hauptsächlich das Gebirge und das Gebirgsverhal­ ten zu erkunden. Die Ergebnisse dieser geologischen und hydro­ geologischen Erkundungen werden für den Bau der Haupttunnel genützt [Be rgme i s t e r und Re i nho l d 2017]. Durch diesen Informationsgewinn können das Baurisiko vermindert und die Ausführung der Haupttunnel optimiert werden. Im endgültigen Ausbau wird der Erkundungsstollen als Entwässerungsstollen, Installationsstollen und als Servicestollen genutzt. Zusätzlich können die bahntechnischen Anlagen sowie zukünftige Leitun­ gen für z.B. den Energietransport untergebracht werden. In der Genehmigungsplanung wurde davon ausgegangen, dass die technischen Anlagen primär in den technischen Quer­ schlägen (Regelabstand: 2 km) und in den weiteren Querschlägen (Regelabstand: 333 m) eingebaut werden. Diese können nur in den vorgegebenen Sperrpausen (z.B. an jedem Wochenende in einem Zeitfenster von 8 Stunden) regelmäßig instand gehalten werden. Das Personal und die Geräte können für diese Arbeiten nur schienengebunden über eine der beiden Haupttunnelröhren (Fahrröhren) in die Querschläge gebracht werden. 2 DER MEHRWERT DES ERKUNDUNGSSTOLLENS 2.1 Konzept des Erkundungsstollens Der Erkundungsstollen wird vor dem Bau der Haut öhren ausg brochen, Gebirge und das Gebirgsverhalten zu erkunden. Die Ergebnisse di hydrogeologischen Erkundungen werden für den Bau der Haupttunnels g Reinhold 2017]. Durch diesen Informationsgewinn kann das Baurisiko Baukosten ls Bauzeiten optimiert werd n. Im endgültigen Ausbau wird de Entwässeru gsstollen, Installatio sstollen und als Servic stollen genutzt. bahntechnischen Anlagen sowie zukünftige Leitungen für den Energietranspor In der Genehmigungsplanung wurde davon ausgegangen, dass die technische technischen Querschlägen (Regela stand: 2 km) und in den weiteren Quer 333 m) eingebaut werden. Diese können nur in den vorgegebenen Sperr Wochenende in einem Zeitfenster von 8 Stunden) regelmäßig instand gehalt und die Geräte können für diese Arbeiten nur schienengebunden Haupttunnelröhren (Fahrröhren) in die Querschläge g bracht werden. Abbildung 3: Tunnelsystem – Haupttunnels mit Erkundungsstollen Durch die Erfahrungen während der ersten Betriebsjahre beim Gotth Überlegungen angest ll , die technischen Anlagen in den Erkundungsstoll Querschlägen sollen nur die Türen, die Beleuchtung, Notrufeinrichtung technische Einrichtungen verbleiben. Der wesentliche Vorteil dieser Lösung i Abb. 3: Tunnelsystem – Haupttu nel mit Erkundungsstollen Fig. 3: Tunnel system – Main tunnels and exploratory tunnel Abb. 2: Bauzustand des Brenner Basistunnels im Dezember 2018 Fig. 2: State of completion of the Brenner Base Tunnel at December 2018

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